Ein Brief an den Krebs

Hallo liebe Menschen,

lange habe ich nichts von mir hören und lesen lassen – hier bin ich wieder [wenn auch mit einem vielleicht sehr schweren Thema]!

Lieber Krebs,
wobei, eigentlich gibt es viele andere, wesentlich weniger schöne Anreden, mit denen ich dich viel lieber ansprechen würde.
Aber so fangen nun mal Briefe an.
Also, lieber Krebs, hier bin ich, hier hast du meine Worte.
Ich schreibe dir, weil es einige Dinge gibt, die ich dir sagen möchte.
Dinge, Gedanken und Gefühle, die nur dir gelten und deshalb auch nur an dich gerichtet sind.
Es wäre eine Lüge, wenn ich sagen würde, dass ich nicht schlecht über dich denke, denn das tue ich.
Weißt du, es gibt sicherlich viele andere Menschen, denen es da ganz ähnlich geht.
Ich kann und will mir gar nicht vorstellen wie Menschen über dich denken, die wirklich von dir betroffen sind, in denen du deinen bösartigen Samen gepflanzt hast.
Ich bin eine von denen, die bleiben, wenn du den Kampf gegen einen geliebten Menschen als Gewinner verlässt.
Ich möchte dir endlich einmal sagen, was du mir, ich meine mir persönlich, damit angetan hast.
Du hast mir einen großen Strich durch meine Jugendzeit gemacht.
Du hast die Pläne, die eigentlich für ein Kind bestimmt sind, einfach geändert und umgeschrieben.
Ja, ich weiß, keiner von uns kennt seinen genauen Plan im Leben.
Aber es gibt da so Meilensteine, die eigentlich für jeden Menschen in seinem Leben vorgesehen sind, wie zum Beispiel mit seinen Eltern, mit seinem Vater und seiner Mutter, groß zu werden.
Ist es nicht so, dass ein Baby von seinen Eltern getragen, dass ein Kind von seinen Eltern an die Hände genommen und dass ein Jugendlicher von seinen Eltern ins Leben da draußen entlassen wird?
Du hast mir diesen Weg genommen.
Du hast einfach entschieden, dass ich diesen Weg nicht gehen werde, nicht gehen darf.
Du hast nicht nur meinem Vater die Chance genommen, diesen Weg mit mir zu gehen und mich groß werden, mich aufwachsen zu sehen.
Du hast auch mir die Chance genommen, diesen Weg an der Seite meiner beiden Eltern, meiner Mutter und meines Vaters, zu gehen.
Und ja, das ist etwas, dass ich dir vorwerfe, dass ich dir übel, sehr übel nehme.
Kannst du eigentlich erahnen, was du damit angerichtet hast?
Wie viel Wut, unsagbare Wut, du dadurch in mir erweckt hast?
Wie viele Tränen du deshalb über mein Gesicht hast laufen lassen?
Welch große Sehnsucht du damit in mein Herzen gestanzt hast?
Du hast mich früh gelehrt, dass das Leben allzu oft ein gemeiner, unfairer Ort sein kann und dass sich ein Leben von heute auf morgen ändern kann.
Das ist vielleicht das Einzige, wofür ich dir dankbar sein kann.
Ich habe früh verstanden, was es heißt, erwachsen zu sein, mit welchen Augen man die Welt dann sieht und wie das wahre Leben funktioniert.
Heute möchte ich dir all das einmal sagen.
Du sollst das wissen, weil es vielen anderen Menschen da draußen vermutlich ganz ähnlich geht.
Denk‘ doch bitte mal darüber nach.

5 Gedanken zu “Ein Brief an den Krebs

  1. Liebe Lini,
    du sprichst mir (68] aus dem Herzen. Der Krebs ist einfach grausam zu den Menschen. Er kennt keinerlei Rücksicht oder ähnliches. Man denkt, den habe ich besiegt und dann fängt er doch an zu lachen und sagt: das dachtest du! Ich habe meine Frau zu früh an den Krebs verloren und meine jetzige Lebensgefährtin hatte diese Krankheit vor 6 Jahren, wir hoffen, das sie wirklich gewonnen hat.
    In diesem Sinne wünsche ich dir viel Kraft für die Zukunft und auch dafür, die Vergangenheit zu bewältigen.
    Ich habe den Beitrag zwar geliket, aber das nur aus Gewohnheit.
    Lieben Gruß, Ewald

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  2. Du hast schon länger nichts mehr geschrieben und ich würde sehr gerne wieder etwas von dir hören 🙂 geht es dir gut? LG My Lien

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    1. Hey My Lien, ich habe mich sehr gefreut als mir gerade dein Kommentar hier ins Auge gesprungen ist. Tatsächlich ist es ziemlich ruhig hier geworden, ich hoffe, mich packt bald mal wieder die Inspiration und Motivation, hier wieder etwas aktiver zu sein und mal wieder ein bisschen Geschriebenes zu veröffentlichen! Hab ein schönes Wochenende! LG, Lini

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  3. Hei … ich bin zum ersten Mal hier in diesem Blog, weil Du in meinem ein „Gefällt mir“ hinterlassen hast. Ich weiß deshalb noch nicht genau, was passiert ist und kann es nur vorsichtig ahnen und gleich mal weitersuchen, ob ich es vielleicht irgendwo finde, warum es diesen Blog gibt.
    Krebs habe ich gerade bei einer langjährigen Freundin miterlebt, die ich eigentlich daher kenne, dass unsere beiden Ponys im Jahr 2003 zur gleichen Zeit an Hufrehe erkrankt waren, Ihres starb später an einem gebrochenen Bein, meines lebt noch, aber heute gemeinsam mit ihrer Pferdefreundin auf einem Gnadenhof, wo mein Mann und ich nur noch Paten sind.
    Ich habe miterlebt, wie sie den Krebs überlebt hat und inzwischen wieder arbeitet, sich sogar ein neues Pony gekauft hat und es genießt, wieder zu reiten.
    Ich habe miterlebt, wie ihr bei der Chemo ihre wunderschönen Haare alle ausgefallen waren (sie kommt aus Südkorea und wurde hierher adoptiert, hat so lange schwarze Haare gehabt), wie sie auch so unter der Chemo oft so sehr gelitten hat, dass sie immer wieder aufgeben wollte und wir haben sie immer wieder angefeuert durchzuhalten.
    Momentan erlebe ich mit, wie ihr wieder kurze schwarze Haare gewachsen sind … wie sie immer noch ziemlich geschwächt ist, aber auch anfängt, langsam irgendwie auf die Beine zu kommen.
    Ich werde jetzt mal schauen,was Dir passiert ist. Der Text oben hat mich nämlich ziemlich betroffen gemacht.
    LG Renate

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