Über das Angst haben.

Du kennst das. Ich kenne das. Wir alle kennen das. 

Diese kleine, aber dennoch so hartnäckige Stimme, die irgendwo in deinem Hinterkopf dafür sorgt, dass du dich klein und schwach fühlst. Diese penetrante Stimme, die dir einreden will, dass du scheiterst, dass du all das nicht hinbekommst, dass du all das schlichtweg nicht schaffst und versagen wirst. Diese Stimme, die dafür sorgt, dass du an dir und deinen Fähigkeiten zweifelst und deine Sicht auf die Dinge verzerrt.

Angst ist menschlich, ja, vielleicht sogar eines der normalsten Gefühle der Welt.

Und so unangenehm und bedrückend dieses Gefühl – die Angst – auch ist: hast du dir jemals überlegt, wofür sie gut ist? Warum auch sie eine Existenzberechtigung hat und was du ihr vielleicht auch „Gutes“ abgewinnen kannst?

Negative Gefühle lassen uns negativ fühlen. Negative Gefühle lasten schwer auf uns. Meistens fühlen wir uns ihnen machtlos gegenüber – quasi wie ausgeliefert. Wenn sie auftauchen, stehen sie oftmals wie große Schreckgespenster, gefräßige Monster vor uns und alle unsere Sinne schreien „Lauf weg“, „Los, hau‘ ab“, „Nichts wie weg“. 

Aber was wäre, wenn wir stattdessen einfach mal stehen bleiben würden, uns diese Schreckgespenster, diese Monster mal genauer anschauen und ihnen mit genau dieser Reaktion vielleicht sogar schon eine große Portion Macht über uns nehmen können?

Ja, wir haben Angst. Ja, kein Mensch stellt sich gerne seinen schlimmsten Ängsten, seinen dunkelsten Gefühlen. Weglaufen und fliehen ist einfach. Aber wie jede menschliche Regung, jedes menschliche Gefühl, finden unsere schlimmsten Ängste uns auch dann, wenn wir vor ihnen fliegen, vor ihnen davon laufen – und warum das so ist? Vielleicht aus dem einfachen Grund, dass auch sie gehört werden wollen. So wie wir uns unseren positiven Gefühlen hingeben und diese würdigen, wollen auch unsere weniger schönen Gefühle vielleicht oftmals nur eines von uns: ernst genommen werden.

Also was wäre nun, wenn du standhaft bleibst, wenn du deinem ganz persönlichen Schreckgespenst das nächste Mal von Angesicht zu Angesicht blickst und nicht davon läufst? Was wäre, wenn du ihm verständnisvoll entgegen blickst und ihm mal vorsichtig die Hand reichst?

Vielleicht ist das gar nicht so schwer. Vielleicht tut das gar nicht so weh.

Vielleicht macht dich das nicht schwächer, sondern stärker.

 

 

21 Gedanken zu “Über das Angst haben.

  1. Bei mir stelle ich oft fest, dass eigentlich jedes eher negative Gefühl – Langeweile, Frust, Wut – in Wirklichkeit Angst ist. Und dann zu schauen, was für eine Form der Angst, also wovor ich mich ängste oder was ich eigentlich befürchte, hilft dann oft, das Negative in etwas Positives zu wandeln. Insofern kann Angst glaube ich tatsächlich ein guter Katalysator sein – solange man bereit ist, sich ehrlich mit ihr auseinanderzusetzen!

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    1. So ist es. Und ich finde es immer wieder erstaunlich wie riesengroß das Angstgefühl manchmal sein kann und dennoch, wenn man es mal ganz pragmatisch und nüchtern betrachtet, ist es eigentlich eine vermeintliche ‚Kleinigkeit‘. 🙂

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      1. Ja, das stimmt! Ich wünschte nur, es wäre nicht immer so ein anstrengender Kampf, den Pragmatismus und Nüchternheit da oft gegen die Gefühlswelt ausfechten müssen 😉

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  2. Sich der Angst -egal in welcher Art- zu stellen, erfordert Mut. Mut erfordert ein gewisses Maß an Selbstvertrauen und Selbstsicherheit. Eine Frage der inneren ‚Abstimmung‘, die intuitiver kaum sein kann…

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  3. Hallo, du Liebe! Von dem, was ich gelesen/gelernt habe, ist Angst zunächst einmal positiv zu werten.

    Angst ist so etwas wie ein Stoppschild. Deswegen ist dein Lösungsansatz auch goldrichtig: Mal stehenbleiben, in sich hineinhorchen und die Umwelt achtsam wahrnehmen. Dann erst eventuell weiterfahren oder doch noch stehenbleiben, vielleicht sogar wenden, heißt in diesem Kontext: Nachdenken. Handeln.

    Angst ist nicht etwas, was von außen auf uns zukommt. Vielmehr ist Angst ein inneres Gedankenmuster, ein oftmals rettendes Gedankenmuster. Angst wird erst dann ein „krankhafter Zustand“, wenn jemand übermäßig oft Angst empfindet, wo es überhaupt nicht angebracht bzw. angemessen ist.
    Jedoch sogar dann gibt es Ursachen, die es zu entdecken gilt. Es kann zum Beispiel hormonelle Gründe haben. Selbst ein zunächst unbemerktes, kurzfristiges Herzrasen oder -stolpern kann ohne äußeren Grund zum Beispiel Angstgefühle oder Albträume in der Nacht hervorrufen usw.
    Der Auslöser ist hier körperlich. Ein Symptom, das normalerweise von der „Angst“ herrührt, ruft nun „Angst“ hervor.

    Dass Menschen, jung oder alt, oft „Angst“ empfinden, obwohl die meisten im Vergleich zu früher es „viel besser“ haben, liegt daran, dass in den Medien die „Angst“ regelrecht geschürt wird. Diese „Angstwelle“ schwappt einfach über uns alle, wir geben das Gefühl unbewusst weiter, selbst an Menschen, die zum Beispiel gar kein Fernsehen gucken.

    Dann droht da noch das Gespenst „Arbeitslosigkeit“, und das obwohl viele Arbeitgeber verzweifelt gut qualifiziertes Personal suchen. Dieses Gespenst bringt Jugendliche dazu, erst recht nicht die notwendige Energie in eine Ausbildung zu investieren. Zitat: „Wir bekommen eh keinen Arbeitsplatz“. Dabei bekommt heutzutage jeder, der wirklich gut in seinem Bereich ist mit Sicherheit eine Arbeitsstelle. Das gilt sowohl für den Handwerker als für den Arzt oder die Frisöse!

    Zudem: Viele Computer- und Handyspiele sowie Fernsehfilme und ja, sogar das ein oder andere spannende Buch halten unser strapaziertes Gehirn permanent alarmbereit. Kein Wunder, dass wir so häufig Angst empfinden, unser Gehirn ist jederzeit auf „Re-aktion“ gepolt.

    So, hier will ich aufhören, ich hoffe ich konnte dir einige andere Aspekte über die „Angst“ aufzeigen.
    Mit lieben Grüßen, Holda Stern

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  4. Sicher, am Ende sind es „die Medien“… Als ob man denen so unsäglich ausgeliefert wäre…

    Ich denke, solche Gefühle muß gar nicht einmal jeder „kennen“, wie Du es beschreibst. Vielleicht muß auch differenziert werden, etwa in „Schiß haben“ vor etwas oder „sich sorgen“ um etwas oder jemanden.

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    1. Da magst du Recht haben. Es besteht sicherlich ein großer Unterschied zwischen einem „mulmigen Gefühl“ und einer ausgewachsenen Panikattacke…bis zu einen gewissen Grad füttert jeder vielleicht aber doch auch seine Angst selbst…differenziert werden sollte da aber auf jeden Fall!

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  5. Liebe Alina,
    Ich habe mich mal durch Deinen Blog geklickt. Mir gefällt, was Du schreibst. Und der Artikel „Über das Angst haben“ hat es auf den Punkt gebracht. Weglaufen bringt einfach nichts! Das andere viel mehr!

    Alles Gute Dir!

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    1. Liebe Elisabeth,
      es freut mich sehr, solch liebe Worte von dir lesen zu dürfen.
      Hab vielen lieben Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, diese für mich zu finden und aufzuschreiben – das freut mich sehr! 🙂

      Auch dir nur das Beste! ❤

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  6. Ganz sicher macht diese Erfahrung den Menschen stärker. Ich bin diesen Weg schon oft gegangen. Wirklich schön war es nie. Aber es war es immer wert diesen Schritt zu wagen auch wenn meine Umwelt nicht verstand warum ich auch in diese Gefühle so tief eintauche. Zum Glück ist das auch nicht nötig, denn es ist mein Weg 😉

    Liebe Grüße

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