Weniger Perfektionismus, mehr Authentizität

Ein Ziel vor Augen zu haben, gibt uns Halt, Orientierung und motiviert uns im besten Fall.
Wir alle haben Erwartungen an uns selbst, die wir natürlich bestätigt sehen wollen.
Wir nehmen uns Dinge vor, schmieden Pläne und setzen uns Meilensteine.

All das sind Dinge, die uns Struktur geben und uns dabei helfen, uns selbst zu verwirklichen.

Und dennoch: wir sind unzufrieden, wenn wir unsere Ziele nicht in der Zeit und dem Ausmaß erreichen, wie wir es uns vorgenommen haben.
Wir glauben, gescheitert zu sein, wenn unsere Erwartungen (vorerst) nicht bestätigt wurden und unsere Pläne vielleicht durchkreuzt wurden.

Vielleicht sollten wir uns alle regelmäßig bewusst machen, dass das Leben nicht gradlinig, sondern vielmehr in Wellen und in Schlangenlinien verläuft.

Ganz egal wie sehr wir auch versuchen, einen Plan zu haben, mit dem wir unsere Ziele erreichen, dem Leben sind Pläne nicht wichtig – meistens kommt es doch sowieso anders als geplant.

Vielleicht sollten wir, statt andauernd perfekte Pläne zu schmieden, viel mehr versuchen, uns unsere Offenheit dem Leben und all seinen Veränderungen gegenüber zu bewahren?

Denn, wenn wir alle einmal in uns kehren und kurz darüber nachdenken:

Ist es nicht viel schöner, ein authentisches und echtes Leben zu leben, als ein perfektes Leben?

So sehr der Mensch auch um Perfektionismus bemüht ist, sich danach sehnt, perfekt zu sein und nach einem perfekten Leben strebt – Perfektionismus ist eine Illusion, es gibt ihn schlichtweg nicht.

Und anstatt sich in dem Bestreben nach Perfektionismus aufzugeben, sollten wir alle doch lieber authentisch und echt sein – und dazu gehört eben vielleicht auch, offen zu zeigen, wie wir mit Unvollkommenheiten, mit Fehlern, Schwächen und dem Scheitern umgehen.

In diesem Sinne wünsche ich euch allen eine schöne Restwoche! ♥ 🙂

35 Gedanken zu “Weniger Perfektionismus, mehr Authentizität

  1. Liebe Alina, du schreibst nieder, was auch ich denke und zu leben versuche – Ziele anzustreben und Versuchungen hinterher zu laufen, die man nicht erreichen oder erlangen kann, ohne seine gesamte Energie dafür einzusetzen oder einen Teil seines Selbsts dafür aufzugeben, ist sinnlos. Es gleicht dem berühmten Kampf gegen Windmühlen oder Suche nach dem Ende des Regenbogens. Das Leben zu planen ist keine Sünde, den Moment zu leben aber auch nicht.
    Alles Gute
    Martin

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  2. Liebe Lini, soweit bin ich bei dir. Ohne Ziel ist ein Weg (fast) vergebens. Um ein Ziel erreichen zu können sollte man lieber kleine Zieletappen einplanen.
    Zufriedenheit stellt sich bei mir ein, wenn ich nahe daran bin. Es kann nicht immer alles glatt gehen, das erkennen wir mit zunehmenden Alter immer besser und fragt sich dann, warum sich einem diese Weisheit doch erst später erschließt. Perfektionismus scheint der zweite Name von uns Deutschen zu sein 😉

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  3. Zwei Dinge meiner „Lebensphilosophie“, die das genau wiedergeben:
    1. ich finde es großartig mich überraschen zu lassen und aus dem, was ich (vom Leben) bekomme, das Beste zu machen… was sind schon Pläne? Die sind gut, wenn sie flexibel sind… mein Leben ist (fast) nie nach Plan verlaufen, aber ich kann sagen, dass ich mit all den missglückten Plänen wahrscheinlich nicht weniger zufrieden bin als wenn all meine Pläne aufgegangen wären… und ich habe rechts und links neben dem Weg soooooooo viel entdeckt… das lehrt Demut und Dankbarkeit und das ist nicht schlecht…
    2. Letztens habe ich einen klasse Spruch gelesen, den ich total passend fand und mir auf die Fahne geschrieben habe, um zu meinen Fehlern stehen zu können: Perfektionismus macht unsympathisch… 😂😂😂!
    Für mich besteht ein perfektes Leben darin, auf das reagieren zu können, was ist und damit zufrieden zu sein!

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  4. Ich habe festgestellt, dass in vielerlei Hinsicht ein Anpassen der Ziele basierend auf dem, was geht, auf dem, was man kann, auf den Erkenntnissen des Weges, sehr viel vom Druck des Perfektionismus herausnimmt. Allerdings ist auch das Durchtakten mit Zielen an sich ein Problem …

    Woran ich dabei immer wieder denken muss (als extremes Beispiel): Die durchgetakteten, auf emotionale, ablauftechnische, optische und erinnerungstechnische Perfektion getrimmten Hochzeiten. Ein Ding, das nicht klappt, und schon ist aus der Mischung aus Erwartung und starren Zielen alles dahin. Wir sind damit umgegangen, indem wir Rahmen geplant haben, grobe Eckpunkte, aber die Feinheiten der Situation überlassen. Warum ich das erzähle? Ich halte das Modell und auch das Bild eigentlich für eine vertretbare Illustration dessen, was Du hier schreibst, bzw. eher für meine Konsequenz daraus.

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      1. Es ist das, was einem teilweise – in oft destruktiver Form – als „Scheitern an den eigenen Ansprüchen“ vorgehalten wird. Bekommt man das vorgehalten, geht es meistens eher drum, dass man selbst Qualität liefern will, der andere es aber schnell haben möchte.

        Aber „Scheitern an den eigenen Ansprüchen“ ist schon das richtige Schlagwort, weil der eigene Anspruch perfekter Ablauf, perfektes Gefühl und perfekte Bilder sind. Dabei verliert man, dass Gefühl oft wild ist und „perfektes Gefühl“ meist leer ist – außer in diesen ungeplanten perfekten Momenten, die einen überfallen wie ein angenehmer, unerwarteter Regenguss an einem heißen Tag.

        Echtes Gefühl ist authentisch – da habe ich den Bogen wieder zurück geschlagen zum eigentlichen Thema. Geplantes Gefühl scheitert oft auch daran, dass Gefühle authentisch seien müssen, um sich echt anzufühlen, und das ist oft nicht planbar …

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  5. Liebe Lini, wunderschön deine Worte. Voll und ganz stimme ich dir zu in dem was du sagst. Was wir bei all unseren Wünschen, Zielen und Erwartungen niemals vergessen sollten ist unser größter Wunsch – ein glückliches und zufriedenes Leben zu führen. Die meisten unserer Wünsche, Hoffnungen und Ziele verändern sich ständig. Haben wir erreicht was wir wollen, stehen bereits die nächsten Wünsche und Ziele bereit und warten auf Erfüllung. Zufrieden zu sein mit dem was wir haben fällt uns meist schwer. Zu sehr ist unser Augenmerk auf die Zukunft gerichtet und auf das was wir noch nicht haben. Öfter einmal das Leben genießen das wir leben dürfen, uns an den Sonnenstrahlen erfreuen und unser Herz erwärmen lassen, nicht alles was wir haben und erhalten als selbstverständlich zu betrachten. Mit einem Lächeln das vom Herzen kommend in unseren Augen sichtbar wird. Je mehr wir unser Leben auf das erreichen von Zielen ausrichten, um so weniger können wir unser Leben genießen, da wir ständig glauben es fehlt noch etwas zu unserem Glück. Frei, glücklich und zufrieden zu leben bedeutet sich nicht abhängig zu machen von der Erfüllung unserer Wünsche und dem erreichen unserer Ziele, die alle ja nur dem einem großen Ziel dienen sollen. Ein li

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    1. @Tukan
      Besser könnte ich es auch nicht in Worte fassen.
      Meiner Erfahrung nach sind wir von unserer europäischen Lebenseinstellung, Erziehung darauf getrimmt immer neuen (materiellen) Dingen nachzulaufen.

      „Geht´s der Wirtschaft gut, geht´s uns allen gut“. „Geiz ist geil“. „Ich habe keine Zeit“.
      Schneller, höher, stärker, effizienter, egoistischer – das sind die Schlagworte unserer Zeit.
      Das Hamsterrad dreht sich immer schneller und schneller. Das persönliche Gespräch tritt immer mehr in den Hintergrund, meist wird nur mehr schriftlich kommuniziert.
      Ehrlich – mittlerweile finde ich die gesellschaftliche Entwicklung in einigen Bereichen bedenklich.
      Ich bin dabei, dass alles zu ändern – „Qualität statt Quantität“, „weniger ist mehr“ – das erreicht man durch Reduktion in allen möglichen Bereichen –> Besinnung auf das Wesentliche!!

      Glück und Zufriedenheit kommen nicht von außen – wir tragen das bereits IN UNS, wir müssen es nur erkennen und zulassen.
      lg Chris

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    1. Einen wunderschönen guten Abend dir! 🙂 Das ist eine berechtigte Frage und ich würde lügen, wenn ich sie mit „nein“ beantworten würde. Natürlich wünsche ich mir oft auch, dass etwas „perfekt“ läuft oder mehr noch – ich stelle den Anspruch an mich selbst, dass ich etwas „perfekt“ machen möchte, weil ich einer Sache besondere Bedeutung beimesse zum Beispiel. Aber noch wichtiger als dass etwas „perfekt“ ist, ist für mich die Tatsache, dass ich mir selbst treu bleibe in meinem Handeln, dass ich mich immer wieder erkenne und das Gefühl habe, dass das was ich mache „echt“ ist…das ist für mich viel besser als das klassische „Perfekt-Sein“…ich hoffe, damit konnte ich dir deine Frage zumindest zum Teil ein wenig beantworten… 😛 Viele liebe Grüße, Lini

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  6. Hey, ein wirklich gutes Thema mal eben so auf den Punkt gebracht. Diese Gedanken gehen mir auch täglich durch den Kopf, es tut gut, sie mal von jemand anderem zu lesen. Ich versuche auch das Motto, sei wer du bist, nicht wen die Welt haben möchte zu leben. Doch selbst herauszufinden, wer man ist bzw wer man selbst sein möchte und wie sehr es in Ordnung ist, sich zu verändern und sich dabei noch treu zu bleiben, das ist wirklich schwierig.
    Ich habe vor allem das Problem, das ich mir selbst einen sehr hohen Druck mache meine Ziele zu ereichen und der Mensch zu sein, der ich sein will. Doch diese Ziele sind meistens zu hoch gesteckt und ich gehe unter dem Druck ein, den ich mir selbst mache…

    Ganz liebe Grüße,
    Nadjen

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    1. Liebe Nadjen, das, was du da beschreibst, kenne ich selbst nur zu gut. Den Anspruch an sich selbst zu haben, etwas mehr als nur „ganz gut“ zu machen und dann Gefahr zu laufen, unzufrieden zu sein, weil man sich selbst vielleicht zu viel abverlangt hat. Und auch die Tatsache, herauszufinden, wer man ist, wer man sein will und wie sehr dieses Sein von der Wunsch-Vorstellung entfernt ist und diese beiden Aspekte auf einen Nenner zu bringen…das ist gewiss nicht einfach und auch nicht etwas, was man „mal eben so“ hin bekommt. 🙂 Viele liebe Grüße zurück, Lini

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  7. Ich feiere manchmal meine Schlagschlöcher, Stolpersteine und verdammten Fehltritte. Wir suchen uns manches aus, anderes rutscht hinein. Dann wiederum erwächst gar aus ,,Katastrophen“ neues. Bei mir war es die Fotografie und das erkunden der Möglichkeiten und (Be)Grenzungen. Harari hat ein tolles Buch zum Leben geschrieben. „Eine kurze Geschichte der Menschheit“. Ich habe mich wieder ein bischen mehr verstehen gelernt. Ohne Firlefanz. Klar und doch auch träumerisch.

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